Oft reicht die Zeit nicht für alles. Dann müssen wir uns entscheiden.
Zwischen Studieren und Sport sollten wir uns aber gerade nicht entscheiden – denn die beiden Tätigkeiten ergänzen sich ganz wunderbar. Lies hier, warum. Und erfahre auch, wie du beides besser in deinen Wochenplan integrierst.
Die positiven Effekte auf die Gehirnleistung durch jegliche Art von körperlicher Betätigung sind unbestritten: Das Gedächtnis profitiert, der Schlaf wird besser, Glückshormone fluten den Körper… und und und. Zugegeben, der Ausspruch «Sitzen ist das neue Rauchen» ist etwas plakativ, aber komplett falsch ist er nicht. Da die meisten Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem Studium sich im Sitzen abspielen, empfiehlt es sich, bewusst für Ausgleich zu sorgen.
Welcher Sport unterstützt das Studieren?
Ausdauersportarten wie Jogging, Wandern, Walking, Langlauf, Schwimmen oder Radfahren werden am häufigsten genannt, wenn es um positive Auswirkungen von Sport auf die Kopfleistung geht. Die gute Durchblutung von Körper und Gehirn, eine regelmässige Atmung, die Ausschüttung von Endorphinen … die Liste der positiven Effekte des Ausdauersports ist lang.
Doch grundsätzlich hat jede Art von Bewegung günstige Auswirkungen auf Körper und Geist. Wichtig ist, dass die Aktivität Freude macht. Ganz egal, ob es sich dabei um Tanzen, Yoga oder sogar Gartenarbeit handelt.
«Mache ich gerne, was ich da tue?» Diese Frage ist besonders wichtig, wenn du neu mit einer sportlichen Betätigung anfängst. Denn es fällt uns leichter, etwas anzufangen und regelmässig auszuüben, wenn wir gute Gefühle damit verbinden.
Wähle zum Anfang etwas, worauf du richtig Lust hast und womit du mit hoher Wahrscheinlichkeit Freude oder sogar Spass verbinden kannst.
Quäl dich also nicht ins Fitnessstudio, wenn du eigentlich ein Outdoor-Typ bist und dich sehr viel lieber im Wald als in einer Sporthalle aufhältst.
Entscheide dich für einen Teamsport, wenn du von der Motivation anderer profitieren und dich mitreissen lassen willst. Auch die Verbindlichkeit einer gemeinsamen Trainings- oder Kursstunde hilft, den Vorsatz umzusetzen.
Und wenn es dir schwerfällt, bei strömendem Regen deine Joggingrunde zu absolvieren – ruf dir in Erinnerung, wie toll es ist, danach eine warme Dusche und den vor Energie strotzenden Körper zu geniessen.
Nebenprodukte des Sports: Willenskraft, Stressresistenz, Kondition
Was das Lernen betrifft, wird ein Aspekt des Sports möglicherweise unterschätzt. Er hilft uns, mit schwierigen Situationen umzugehen. Dabei sind nicht nur intellektuell schwierige Aufgaben gemeint, durch die wir uns durchbeissen müssen. Auch wenn wir uns selber im Weg stehen, keine Lust haben oder demotiviert sind:
Ich mag nicht mehr…» oder «Puh – das ist mir zu anstrengend.
Natürlich kann einem das Leben manchmal über den Kopf wachsen – aber wer regelmässig trainiert, schafft es besser, sich über Wasser zu halten.
«Halt nur noch ein bisschen durch… bis zu diesem Baum dort!»
Wenn du dich bei einem Waldlauf so motivieren kannst, fällt dir auch das Durchhalten beim Lernen leichter:
Komm, mach dieses eine Kapitel noch, diesen einen Abschnitt.
Auf diese Weise kannst du deine Grenzen nach und nach ausweiten. Übe im Sport und wende die neu gewonnene Willenskraft danach auch bei der Recherche, beim Lesen eines Sachbuchs oder der schriftlichen Arbeit an.
Kondition verbessern – langsam, aber stetig
Vom Couchpotato zum Leistungssportler/in in einem Tag? Schön wärs! Das braucht seine Zeit. Deine Leistung kannst du in drei Schritten steigern – sowohl im Sport als auch beim Lernen:
1. Häufigkeit
2. Dauer
3. Intensität
Beginne zuerst, möglichst häufige, kurze Sessions in deinen Alltag einzuplanen.
Wer auf einen Marathon trainiert, läuft nicht an einem Wochenende gleich 20 Kilometer, sondern baut langsam und stetig auf. Sonst drohen heftiger Muskelkater und Frust.
Ganz ähnlich ist es mit der Kopfarbeit. Auch wenn wir gerne glauben, erst dann etwas geleistet zu haben, wenn Berge von Aufgaben abgearbeitet worden sind und das Gehirn vor Anstrengung so richtig dampft – beim Lernen gilt oft «weniger ist mehr».
Es ist viel besser, am Anfang viele kleine Einheiten zu machen. Unser Gehirn kann sich das am besten merken, was am Anfang und am Ende einer Lernsession passiert.
Deshalb: beschränk deine Lernzeit auf zwanzig oder dreissig Minuten!
Dann erst folgt Schritt zwei: Erhöhe die Dauer. Wenn du zwanzig oder dreissig Minuten lang konzentriert durchhältst, ist es Zeit, die Lernzeit langsam auf 40 oder 45 Minuten zu steigern.
Gelingt auch dies, folgt Schritt drei: Erhöhe die Intensität. Dabei kannst du dir die richtig schwierigen Dinge vornehmen – und dich stärker fordern.
Was im Sport die im Sprint genommene Treppe ist, ist jetzt vielleicht die schriftliche Arbeit oder die Probeprüfung.
Etwas vom Wichtigsten beim Sport: die Pause
Was paradox klingt, ist allen Leistungssportlern/innen vollkommen klar: Fast so wichtig wie das Training sind die Ruhephasen.
Der Körper braucht Regenerationszeit.
Schlaf und Erholung sind «Klebstoff fürs Gedächtnis»!
Das Gelernte wird verfestigt und solide abgespeichert, wenn direkt nach dem Lernen eine Pause oder Schlafphase folgt.
Falls du also ein schlechtes Gewissen haben solltest, wenn du lieber eine Runde in der Sonne drehst, als weiter über den Büchern zu brüten, dann freu dich: Dem Lernen hilfst du so viel besser, als wenn du pausenlos durcharbeitest.
So bekommst du mehr Sport in dein (Berufs)leben:
«Morgen lerne ich mindestens acht Stunden…!»
Manche Studierende nehmen sich am Ende des Tages so etwas vor. Nicht selten dann, wenn ihnen an diesem Tag nur wenig gelungen ist. Sie gehen dann trotzdem zufrieden ins Bett, denn ihr Versprechen, am nächsten Tag ganz besonders fleissig zu sein, wirkt beruhigend.
Nur: Ist es denn durchführbar? Was könnte noch weniger attraktiv sein als die Aussicht auf acht Stunden Büffeln?
Auf diese Art wird das Richtige – nämlich zu Lernen – fast unerträglich schwer. Wir stehen am nächsten Morgen auf und kapitulieren vor der Undurchführbarkeit der Aufgabe.
Heute acht Stunden? Puh – erst einmal kurz die News checken…
Mach dir das Studieren leichter!
Zwei Beispiele, wie du das Richtige leicht und das Falsche schwierig machen kannst:
- Ein Student nutzt dafür seine ausgeprägte Faulheit: «Ich lege mein Smartphone möglichst weit weg von meinem Arbeitsplatz. Denn wenn ich einmal sitze, stehe ich ungern wieder auf. So schaffe ich es, eine oder auch mal eineinhalb Stunden zu arbeiten.»
- Eine Studentin macht es sich selbst (fast) unmöglich, auf den Sport zu verzichten: «Für mich ist es ideal, nach einer Lernsession kurz zu laufen – doch es fällt mir schwer, das auch wirklich einzuhalten. Ich ziehe deshalb morgens sofort die Sportkleider an und lerne. Danach gehe ich laufen. Ich schäme mich vor mir selbst, wenn ich die Sportbekleidung ausziehe, ohne gelaufen zu sein.»
Wenn du deinen Arbeits- oder Lerntag vollkommen selbständig gestalten kannst, solltest du mehrere Lernblöcke einbauen und dazwischen gute Pausen einplanen. Je nach Sportart, die du betreibst, kannst du beispielsweise die Mittagspause für eine längere Aktivität nutzen. Oder du unterbrichst nach maximal 90 Minuten und machst eine Viertelstunde Yoga-Übungen, tanzt durch die Wohnung, machst Liegestützen oder rennst ein paar Treppen hinauf und hinunter. Wer nicht ganz so sportlich unterwegs ist, tut sich etwas Gutes mit einem Spaziergang.
Zusätzlich zur gesundheitlichen Wirkung wirst du mit der Zeit einen weiteren Effekt merken, wenn du so vorgehst: Dadurch, dass du dein Studium immer wieder durch etwas Angenehmes unterbrichst, verbindest du mit der Zeit sehr viel positivere Gedanken damit.
Es ist dann eben nicht mehr:Oje – acht Stunden lang büffeln,
sondern
Cool – ein abwechslungsreicher Tag erwartet mich!
So bekommst du mehr «Studieren» in dein Alltag
Nachdem du jetzt mehr sportliche Betätigung in deinen Alltag gepackt hast, kannst du dazu übergehen, den Alltag mit mehr Lernen anzureichern. Der britische Autor Philip Pullmann sagte einmal sinngemäss:
«Wenn mich die Leute fragen, woher ich meine Kreativität habe, kann ich keine Antwort geben. Ich weiss nur, wo mich die kreativen Gedanken erreichen: am Arbeitstisch.»
Auch wenn es wie eine Binsenwahrheit klingt: Wenn du lernen willst, musst du dich möglichst oft dazu hinsetzen.
Hier ein paar Anregungen, wie du mehr Lernen in deinen Alltag bekommst:
- Nutze Pendelstrecken fürs Repetieren. Halte dafür immer ein paar Inhalte bereit – entweder auf Lernkarten oder in einer App.
- Nutze die Loci-Methode, um Informationen mit Orten zu verknüpfen. Gibt es einen Lerninhalt (zum Beispiel einen Fachbegriff), den du dir einfach nicht merken kannst? Verbinde ihn mit einem bestimmten Ort oder einem Gegenstand. In der Wohnung kann das beispielsweise der Kühlschrank oder der Badezimmerspiegel sein. Dort hängst du ein Post-it-Zettelchen mit dem entsprechenden Begriff samt Erklärung auf.
- Verbinde Entspannung mit Konzentration: leg auf einer Parkbank oder an einem Aussichtsort eine kurze Pause ein und repetiere kurz (maximal fünf bis zehn Minuten!) ein bestimmtes Thema.
- Triff dich real oder online mit jemandem, um kurz über ein Thema zu diskutieren. Klärt allfällige Fragen oder teilt die Freude über Entdeckungen, Aha-Erlebnisse.
- Führe ein Lerntagebuch, in das du täglich deine Fortschritte, Erfolge und Schwierigkeiten notierst. Achte darauf, dass du möglichst täglich etwas zu berichten hast.
- Gönn dir eine «goldene Stunde» pro Woche oder sogar einen «goldenen Moment» pro Tag, in denen du dich nur mit den guten Seiten des Studiums beschäftigst: rufe dir in Erinnerung, weshalb du gerade dieses Fach studierst, wofür du dich anfänglich begeistert hast, was du dereinst mit dem neu erworbenen Wissen anzufangen gedenkst. Schau ein Video oder einen Dokumentarfilm, der dir dein Studium auf angenehme Weise neu näherbringt.
In Kürze:
- Regelmässige sportliche Aktivitäten haben eine positive Wirkung auf die Gehirnleistung.
- Die Sportart ist weniger wichtig – Hauptsache, sie findet statt.
- Positive Nebeneffekte der körperlichen Betätigung: Willenskraft, Stressresistenz, Kondition.
- Nutze clevere Tricks, um mehr Sport und mehr Lernen in den Alltag zu bringen.