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So trainieren und schützen Sie Ihren Fokus

Die Fähigkeit zur Konzentration ist uns grundsätzlich gegeben.

Einige schlechte Gewohnheiten schwächen aber unseren Fokus. Warum das so ist, weshalb Befehle wie «konzentrier dich endlich!» nichts bringen, und wie wir unsere Konzentration trainieren können, erfahren Sie hier.

Es gibt Tage, da fühle ich mich untergehen in einem Meer von Informationen, Fakten, Details, Reizen, Signalen… alles schreit permanent nach meiner Aufmerksamkeit.

Besonders deutlich wird mir dies nach einer Auszeit wie beispielsweise längeren Ferien oder digitalen Off-Zeiten.

Natürlich bergen unsere moderne Lebensart und Arbeitsweise ihre Herausforderungen.

Auch wissen wir alle, dass die modernen Kommunikationsmittel zwar eine Menge Spass bieten, uns aber auch sehr oft vom Wesentlichen ablenken.

Reizüberflutung ist ein gesellschaftliches Phänomen.

Wie gehen wir als Individuen damit um? Was hilft uns, unsere Konzentration zu schützen und zu stärken?

Fokus heisst: alles Unwichtige ausblenden

Unsere Sinne sind dafür angelegt, uns ein Höchstmass an Informationen zu liefern: via Augen, Tastsinn, Geruch, Gehör, Geschmack… Und das ist gut so!

Schliesslich hat genau dieses hochentwickelte Alarmsystem unser Überleben in einer feindlichen Umgebung während Jahrtausenden gesichert.

Aufmerksamkeit können wir uns vorstellen als den breiten Strahl einer Taschenlampe, die den Weg vor uns beleuchtet.

Dank ihr sehen wir Bäume, Gebüsch, eine Strasse, vielleicht sogar ganz kurz die hellen Augen eines vorbeihuschenden Tieres.

Konzentration dagegen ist der Laserstrahl, der millimeterscharf auf ein Objekt zielt und dieses erhellt – nur dieses.

Fokus erlaubt uns, für eine bestimmte Zeitdauer nur ein einziges Detail oder nur die wesentlichen Informationen zu sehen und alles andere auszublenden.

Um uns zu konzentrieren, müssen wir alles Unwichtige weglassen können.

Konzentriertes Lernen ist eng damit verknüpft.

Daniel Goleman erwähnt in seinem Buch «Focus – The hidden driver of excellence» wissenschaftliche Studien, die einen engen Zusammenhang zwischen der Qualität der Aufmerksamkeit und der Exzellenz von Leistungen belegen.

Fast allen Leistungen, die wir bewundern – ob im Sport, in der Musik oder in einer wissenschaftlichen Disziplin - , liegt ein intensives Training zugrunde, das in höchster Aufmerksamkeit erfolgte.

Wer je mit Kindern gelebt hat, kann dies leicht nachvollziehen:

Fragt ein Kleinkind nach dem Namen für ein ihm noch unbekanntes Ding, muss es hellwach und aufmerksam sein, zuhören und nachsagen, was es gehört hat.

So lernt es den Begriff.

Ist es abgelenkt oder in Gedanken anderswo – vielleicht schon beim nächsten interessanten Ding – lernt es diesen Begriff in diesem Moment nicht und fragt bei der nächsten Gelegenheit gleich wieder danach.

Die Art und Weise, wie wir uns idealerweise einem komplexen Stoff nähern, ist gar nicht so weit davon entfernt.

Wir müssen ihm unsere ganze Aufmerksamkeit schenken und ihn verarbeiten.

Nur: leider sind die Ablenkungen in unserer Umgebung stark und verführerisch.

Sie blinken, zappeln, vibrieren oder piepen – und sie versprechen rund um die Uhr spannende Neuigkeiten.

Was aber, wenn das, worauf wir uns konzentrieren sollen, ganz still, vielleicht sogar langweilig oder schwierig ist?

Kurz: Komplexer Lernstoff? Vielen Menschen fällt es heute schwer, den dünnen Strahl ihres Lasers über längere Zeit darauf zu halten.

Das ist nicht ganz überraschend, denn unser Gehirn mag nun mal alles, was Neuigkeiten oder Spannung verspricht.

Kurz: Unser Gehirn mag Ablenkung. Und der einfache Befehl: «Jetzt konzentrier dich endlich!» beeindruckt es kein bisschen.

Oder vielleicht für ein paar Augenblicke. Und dann macht es wieder, was es gerne macht: die Umgebung nach Interessantem absuchen.

Hauptablenkungen: physische und emotionale

Goleman nennt in seinem Buch «Focus» zwei primäre Konzentrationsstörer: physische und emotionale.

Zu den physischen zählen: Ablenkungen von aussen (eine lärmige Umgebung, ein tropfender Wasserhahn, ein krähender Hahn, Strassenverkehrslärm, das Smartphone etc.) aber auch diejenigen, die aus unserem Körper kommen (der knurrende Magen, ein schmerzendes Knie, Nervosität etc.)

Die emotionalen Ablenker sind sattsam bekannt: Langeweile, Unlust, Frustration, Sorgen und natürlich auch negativer Stress.

Manche denken, unsere Smartphones sind deshalb so attraktiv und unwiderstehlich, weil sie Golemans Kategorien der physischen und emotionalen Ablenkungen perfekt vereinen:

Die Geräte sind physisch vorhanden, ständig in unserer Nähe, und sie bergen auch ganz viele Emotionen.

Wir freuen uns, wenn eine gute Nachricht hereinkommt, wir sind empört, wenn wir etwas Schlimmes in den Nachrichten lesen, wir … sind emotional permanent gefordert.

Ein Sachbuch daneben hat es richtig schwer!

Multitasking? Ein Mythos!

So gerne wir uns einreden, dass wir es locker schaffen, Facebook und dieses staubtrockene Kapitel über ein Unterthema im Steuerrecht gleichzeitig zu erfassen: wir schaffen es nicht.

Konzentration lässt sich nicht teilen.

Wenn wir glauben, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, dann wechseln wir mit unserem Fokus in Tat und Wahrheit zwischen verschiedenen Tätigkeiten.

Dieser Wechsel kann so schnell passieren, dass wir uns gar nicht bewusst sind, dass wir wechseln.

Aber unsere Konzentration springt hin und her.

Was ist der Preis für dieses Switchen? Zunehmende Müdigkeit und ein ständig wachsendes Gefühl, nichts erreicht, nichts erledigt zu haben.

Aufmerksamkeit: angeboren – aber nicht unverwundbar

4 Tipps zur Förderung deiner Konzentrationszeit

Die Fähigkeit, Unwichtiges auszublenden und eine angemessene Zeitlang ganz bei einer Sache zu bleiben, ist jedem gesunden Menschen grundsätzlich gegeben.

So schützen Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz allgemein:

1. Treffen Sie bewusste Entscheidungen dafür, was Sie in Ihrer Arbeitszeit tun: «Studieren oder chatten? Entscheide Dich! Beides geht nicht.

2. Schalten Sie Ihre Störer bewusst aus, wenn Sie konzentriert arbeiten möchten. Es gibt kein generelles Rezept für «die» optimale Arbeitsumgebung:

Den einen helfen geräuschreduzierende Kopfhörer, andere setzen sich gerne zum Arbeiten in ein Café oder in eine Bibliothek, die dritten mögen leise monotone Musik im Hintergrund.

3. Wie auch immer die individuelle Wahl ausfällt: Es empfiehlt sich, das Smartphone nicht nur an den Schreibtischrand, sondern ganz ausser Sicht- und Hörweite zu legen!

4. Beachten Sie die Grenzen der Aufmerksamkeit: Muten Sie sich nicht endlos viele Informationen in kurzer Zeit zu, sondern teilen Sie das zu Lernende, ihre Arbeit oder die anstehenden Aufgaben in kleinere Päckchen auf.

Eine gute Faustregel ist: Machen Sie eine kurze Pause, so lange Sie sich noch gut fühlen.

Das Erholungsbedürfnis wächst exponentiell.

Arbeiten Sie so lange, bis Sie erschöpft sind, brauchen Sie deutlich längere Pausen, bis Ihre Konzentration wieder ihr optimales Niveau erreicht.

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Bedenkenswert ist die Tatsache, dass wir meistens topkonzentriert sind, wenn wir uns von ganzem Herzen für etwas interessieren.

Wer liebt, was er tut, hat in der Regel keinerlei Probleme, sich darauf zu konzentrieren.

Was im Studentenleben übrigens gar nicht so selten dazu führt, dass wir liebend gerne Zusatzarbeiten erledigen in Gebieten, in denen dieses zusätzliche Engagement gar nicht notwendig wäre.

Trainiere in 3 Schritten deine Konzentration

So trainieren Sie Fokus in drei Schritten:

Unser Gehirn lernt immer besser zu tun, was wir häufig tun.

Zappen wir oft von Aufgabe zu Aufgabe? Von E-Mail-Programm zu Skript und via Klassenchat zurück zum Lehrbuch?

Geben wir jedem Impuls zur Ablenkung nach? Dann werden wir zwar mit der Zeit darin richtig gut, werden aber auch rasch ungeduldig und zappelig, wenn wir einmal etwas länger an etwas dranbleiben müssen.

Denn ja, genau: das längere Fokussieren und Konzentrieren üben wir so natürlich nicht. Also müssen wir – ganz ähnlich wie Muskeltraining – auch unser Gehirn trainieren. Diese drei Schritte können Ihnen dabei helfen:

Erster Schritt

Wenn Sie sich dabei ertappen, von Kanal zu Kanal zu springen und wieder einmal viele Dinge parallel zu tun, machen Sie doch einfach mal gar nichts.

Setzen Sie sich zwei, drei Minuten lang auf einen Stuhl, legen Sie die Hände in den Schoss und versuchen Sie zu erspüren, was da in Ihnen passiert.

Warum wollten Sie gerade nach dem Handy greifen?

Was ist es, was es so schwer macht, bei dieser Aufgabe zu bleiben?

Es ist sehr gut möglich, dass Sie eine Menge Ungeduld oder auch Frustration spüren und sich fragen, was das eigentlich soll.

Was diese Übung soll?

Ihnen die Möglichkeit geben, zu erkennen und benennen, was das gerade mit Ihnen passiert.

Was wir erkennen, können wir verändern.

Wie lange halten Sie es aus, gar nichts zu tun?

Zweiter Schritt

Beobachten Sie Ihre Konzentration. Sie könnten ein paar Tage lang Buch darüber führen, wie lange Sie sich am Stück auf einen (schwierigen) Lernstoff konzentrieren können.

Nicht erschrecken! Am Anfang kann die maximale Konzentrationsspanne überraschend kurz sein.

Fangen Sie an, diese Konzentrationszeit kontinuierlich auszudehnen.

Beispielsweise, indem Sie sich sagen:

«Das lief ja richtig gut – hänge ich doch gleich noch fünf Minuten dran.»

Dritter Schritt

Trainieren Sie Ihre Konzentration bewusst und immer häufiger auch im Alltag.

Richten Sie «Konzentrationsinseln» in Ihrem Arbeits- oder Lerntag ein: Zeiträume, in denen nichts und niemand Sie stören darf.

Gönnen Sie Ihrem Hirn Tätigkeiten, die entweder ganz der Konzentration dienen (Schach, Lesen, …) oder ganz der Entspannung – aber nicht dem schnellen Wechsel zwischen beidem.

Vielen Menschen helfen übrigens Meditation oder Achtsamkeitstraining, ebenso wie Ausdauersport oder ausgedehnte Waldspaziergänge.

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Der beste Freund der Konzentration ist die kluge Pause

Längere Zeit konzentriert an einer Sache zu arbeiten, heisst nicht stundenlang pausenlos Informationen aufzunehmen!

Im Gegenteil: Gehirnarbeit ist anstrengend und unsere Aufnahmekapazität begrenzt.

Wer nicht nach stundenlangen Lernmarathons erschöpft auf der Couch landen möchte, sollte immer dann eine Pause einlegen, wenn er oder sie sich gerade noch gut fühlt.

Die maximale Konzentrationsspanne ist sehr individuell, und während die einen alle dreissig Minuten eine kurze Pause brauchen, können die anderen fünfzig Minuten dranbleiben.

Sehr viel länger konzentriert zu arbeiten, empfiehlt sich nicht.

Denn nur das ausgeruhte Hirn arbeitet gut.

Das Wichtigste ganz kurz

  • Fokus/Konzentration ist eine grundlegende Fähigkeit unseres Gehirns.
  • Es gibt klare Anzeichen dafür, dass Konzentration und Exzellenz zusammenhängen.
  • Multitasking, Stress und emotionaler Druck schwächen die Konzentrationsfähigkeit.
  • Wir sind unseren Ablenkungen nicht hilflos ausgeliefert.
  • Bewusste Entscheidungen, ablenkungsfreie Zeiten zu schaffen, sind nötig.
  • Aufmerksamkeit lässt sich auf vielfältige Weise trainieren.
  • Das ausgeruhte Gehirn arbeitet am besten – kurze Pausen fördern die Konzentration.

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