Eine gute Lernplanung ist für den Studienerfolg zentral.
Aber planen ist gar nicht so einfach.
Hier erfährst du, was einen guten Plan ausmacht, wie du ihn leichter umsetzen kannst und welche positive Überraschung er dir auch noch bietet.
«Wenn ich acht Stunden Zeit hätte, um einen Baum zu fällen, würde ich sechs Stunden lang die Axt schleifen.»
Dieses Abraham Lincoln zugeschriebene Zitat zeigt in beeindruckender Knappheit, was gute Vorbereitung bedeuten kann.
Die mühevolle Arbeit, der ganze Fleiss ist nutzlos, wenn wir mit schlechtem Werkzeug arbeiten.
Dies gilt auch im Studium. Hier ist der Lernplan, was die Axt für den Holzfäller ist: ein unverzichtbares Werkzeug, ja sogar ein wesentlicher Teil des Studienerfolgs.
Seine Wichtigkeit wird aber leider oftmals unterschätzt.
Pläne – geliebt, gehasst und fast immer unterschätzt
Welcher Aussage würdest du eher zustimmen:
«Ich hasse Pläne, denn ich halte sie ja ohnehin nie ein.»
«Ich liebe es, meine Lernaktivitäten minutiös zu planen und dann nacheinander abzuarbeiten.»
Die Verben «lieben» und «hassen» sind absichtlich gewählt, denn meiner Erfahrung nach weckt das Thema «Planen» häufig intensive Emotionen bei Studierenden, ganz egal, ob es sich dabei um Tages-, Wochen- oder Semesterlernpläne handelt.
Die einen planen ihr Lernen gar nicht, weil sie wiederholt schlechte Erfahrungen damit machten oder sich in ihrer Spontanität zu stark eingegrenzt fühlen.
Die zweiten verlieren sich im Erstellen detailreicher oder grafisch aufwändiger Pläne, die eher ein Bedürfnis nach kreativer Betätigung erfüllen, als dass sie tatsächlich zum Arbeiten motivieren.
Die dritten machen beharrlich Pläne, die regelmässig zur Quelle von Frustration werden, weil sie derart überladen sind, dass nur Superhelden sie tatsächlich erledigen könnten.
Merkmale guter Pläne
Wenn du einen realistischen Plan erstellen möchtest, der eine Chance auf Umsetzung hat, solltest du deshalb darauf achten, dass er folgende Kriterien erfüllt:
Der Plan muss einen genauen Überblick darüber geben, was bis wann zu tun ist.
Allzu starre Pläne werden rasch einmal als einengend wahrgenommen. Besser ist es, die Aufgaben zwar mit einer Deadline zu versehen, ihre Erledigung aber zeitlich flexibel zu gestalten. Das erlaubt dir, an einem guten Tag mehr zu machen, an einem nicht so guten Tag weniger – ohne deshalb gleich Schuldgefühle zu bekommen.
Deine persönlichen Bedürfnisse an das Planungstool sollten berücksichtigt werden
(z. B. magst du lieber eine Papieragenda oder willst du deine Planung dank einer App jederzeit griffbereit auf dem Handy haben?).
Dein Plan muss realistisch sein. Ellenlange To-Do-Listen mit Dutzenden von Einträgen wirken demotivierend, da sie kaum je abgearbeitet werden können.
Diese drei Fehler passieren oft beim Planen:
Fehler Nr. 1: unrealistische Annahmen
Kennst du das? Mit viel Eifer erstellst du lange Listen mit Dutzenden von Aufgaben, und dabei stellt sich ein schönes, warmes Gefühl ein: «Schau an, ich bin ja so fleissig!»
Dabei überschätzt du allerdings dein Zeitkonto oder deine Leistungsfähigkeit.
Das rächt sich, denn wenn du wiederholt deine eigenen Pläne aufgrund unrealistischer Annahmen nicht ausführst, handelst du dir vor allem eines ein: Frustration.
Die Lösung: Realistische Annahmen dank besser recherchierten Daten.
Wer realistischere Vorstellungen darüber erhalten möchte, wie viel in einem Nachmittag, Abend oder Wochenende zu schaffen ist, sollte messen, was er oder sie tatsächlich leistet.
Schreibe dir dafür eine Zeitlang (mindestens eine, besser sogar zwei Wochen lang) akribisch auf, wofür du wie lange brauchst. Damit sind deine zukünftigen Pläne auf realistischere Füsse gestellt.
Fehler Nr. 2: Keine konkreten Aufgaben
Wer seine Aufgaben so vage formuliert wie «zwei Stunden – Kapitel 3» oder sich entsprechend einfach einen Zeitblock «Studium» in der Agenda reserviert, ohne ganz genau zu wissen, was eigentlich am Ende dieser zwei Stunden vorliegen sollte, tut sich keinen Gefallen.
Schon allein deshalb, weil die verbrachte Zeit beim Lernen eigentlich ganz und gar unwesentlich ist. Es ist leicht, stundenlang über den Büchern zu brüten, ohne dass irgendetwas davon hängenbleibt.
Die Lösung: Die zu erbringende Leistung im Detail definieren
Beschreibe eine zu erbringende Leistung oder ein Produkt, das am Ende deiner Lernphase vorliegen sollte, möglichst genau und konkret.
«Die Struktur meiner Arbeit als Mindmap skizzieren» oder «30 Schlüsselwörter auf 30 Lernkarten übertragen».
Je konkreter die Aufgabe, desto eher wird sie angepackt. «Zwei Stunden abhängen mit Büchern» - das klingt nicht nur, sondern ist tatsächlich furchtbar unattraktiv.
Fehler Nr. 3: Es wird nicht regelmässig geplant
Oftmals macht das Planen Spass, funktioniert auch – wird aber trotzdem wieder aufgegeben…
a) weil es anfangs wirklich aufwändig ist
b) weil wir (auch) das Planen üben müssen, um besser darin zu werden oder
c) schlicht, weil die schlechten alten Gewohnheiten wieder übernehmen, sobald wir uns nicht mehr auf dieses Thema konzentrieren.
Die Lösung: Das Planen planen
Es empfiehlt sich deshalb, eine wöchentliche Planungsrunde fix in der Agenda zu notieren.
Wer sehr vergesslich ist, sollte mit dem Termin gleich eine Benachrichtigung programmieren.
Ein beliebter Zeitpunkt für die Wochenplanung ist der Sonntagabend.
Aus nachvollziehbaren Gründen, denn dann ist meistens das Wochenende gefühlsmässig vorbei.
Ein erster Überblick über die kommende Woche bietet Klarheit, ohne aber direkt schon in Arbeit auszuarten.
Viele Experten raten auch dazu, am Ende eines Arbeits- oder Lerntages kurz aufzuschreiben, was erreicht wurde und wenige (!) wichtige «Meilensteine» für den nächsten Tag zu notieren.
Das überraschendste Nebenprodukt der guten Planung: Lernfreude
Wer sich wiederholt erfolglos mit unrealistische Aufgabenlisten abmüht, wird permanent von unguten Gedanken begleitet: «Wieder nicht geschafft.» Oder: «Es bleibt noch sooo viel zu tun.»
Nicht wenige Studierende handeln sich damit in recht kurzer Zeit eine negative Stimmung ein und fühlen sich zunehmend frustriert, wenn sie an ihr Studium denken.
Wer dagegen realistisch in konkreten Teilschritt(ch)en plant, darf sich freuen: «Hab ich gemacht.» «Jawoll, erledigt!» «Check, check, check!»
Bei so vielen positiven Meldungen ans Gehirn, hat das schlechte Gewissen einen sehr schweren Stand – und die Lernfreude wächst von allein.
In Kürze:
- Eine gute Lernplanung ist am Anfang aufwändig, lohnt sich aber sehr.
- Ein guter Plan entspricht Kriterien: Er muss Übersicht und zeitliche Orientierung bieten, alles zu Erledigende gut sichtbar auflisten, flexibel und motivierend sein, Kontrolle über das Geleistete ermöglichen.
- Konkrete Aufgaben oder Ergebnisse formulieren – sie sind attraktiv und motivieren.
- Realistische Planung ermöglicht die Umsetzung und ist ein prima Heilmittel gegen das ewige schlechte Gewissen.