Erwachsene müssen, anders als Kinder oder Jugendliche, neben ihrer Ausbildung eine Vielzahl von Aufgaben und Verpflichtungen bewältigen.
Da sie, im Gegensatz zu Kindern, für Belohnungssysteme weniger empfänglich sind, sehen sie die Früchte ihrer Bemühungen oft erst am Ende der Lernphase, nämlich wenn sie bewertet werden.
Ausserdem haben sie nicht selten ihre Schulgewohnheiten vergessen oder stellen sich das Studium eher als Last denn als neuen Anreiz vor.
Schliesslich kann die Vorstellung, die Ausbildung im Fernstudium zu absolvieren, zu Frustration und einem Gefühl der Isolation führen.
Die derzeitige Situation unterstützt dieses Gefühl und bringt eine zusätzliche Distanz in den Alltag.
All diese Hindernisse begünstigen nicht gerade eine aktive und engagierte Teilnahme deiner Studierenden, welche ohne stimulierende Aktivitäten, die zum Lernen motivieren und das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit und Gemeinschaft vermitteln, auch schwer zu erreichen sein wird.
Online- versus Präsenz-Unterricht
Die Rolle eines Online-Lehrteams mag auf den ersten Blick beunruhigen, da sie sich von der einer Lehrperson in einem Hörsaal unterscheidet.
Es geht nicht mehr nur darum, den Inhalt zu vermitteln, sondern vor allem auch darum, die Studierenden zu begleiten und in methodischer Hinsicht zu einer Art Ratgeber zu werden.
Hinzu kommen Elemente wie beruhigen, erklären, motivieren usw.
Weit entfernt von einer rein frontalen und vermittelnden Haltung musst du als Lehrperson deine Studierenden vor allem auf der kognitiven, sozio-affektiven, motivationalen und metakognitiven Ebene begleiten, aber auch Fragen beantworten und die Nutzung deiner Lernaktivitäten im Blick behalten.
- Haben meine Studierenden die geforderte Aktivität durchgeführt?
- Nehmen sie an Diskussionen teil?
- Wann haben sie sich das letzte Mal angemeldet?
Die sozialen Verbindungen optimieren
Der Mensch ist ein soziales Wesen, das andere zum Lernen braucht.
In einer onlinebasierten Lernumgebung nehmen diese sozialen Verbindungen einen noch wichtigeren Platz ein als im Präsenzunterricht.
Um die Erfolgschancen zu optimieren, ist es notwendig soziale, kollaborative oder kooperative Unterrichtsaktivitäten zu planen, Gruppendiskussionen zu organisieren und den Austausch und die gegenseitige Unterstützung zu erleichtern.
Moodle erlaubt dir im Unterricht vielfältige pädagogische Ansätze umzusetzen, die bei den Lernenden verschiedene kognitive Prozesse, wie z.B. das selbstständige, gruppenweise oder begleitete Bearbeiten verschiedener Aufgaben, in Gang setzten.
Die dabei eingesetzten Fähigkeiten werden im Laufe des Semesters immer intensiver und komplexer und greifen ineinander.
Welche pädagogischen Ansätze für welche Kompetenzen?
Die von den Studierenden genutzten Fähigkeiten variieren je nach Unterrichtsform und somit dem Ansatz, den du gewählt hast, was sich wiederum in den Aktivitäten des Kurses niederschlägt.
Nachfolgend findest du drei Ansätze und die damit verbundenen Aktivitäten auf Moodle:
1. Transmissiv
Die Studierenden müssen Fähigkeiten wie Lesen, sich informieren und erinnern einsetzten.
Dafür können in Moodle alle Arbeitsmaterialien (Datei, Textfeld, Link, usw.) wie auch das Ankündigungsforum und der Planer verwendet werden.
2. Konstruktivistisch
Die Studierenden nutzen Fähigkeiten wie das Ausarbeiten, Konzipieren und Strukturieren.
Hierfür werden die Aktivitäten Test, Aufgabe, Feedback, Journal, Befragung, Abstimmung und Lektion empfohlen.
3. Sozial-konstruktivistisch
Die Studierenden arbeiten miteinander und nutzen so Fähigkeiten auf einer höheren Ebene, wie z. B. das Zusammenarbeiten.
Aktivitäten wie die Gruppenwahl, das Glossar, das Wiki, das Diskussionsforum, der Chat, die Gegenseitige Beurteilung und die Datenbank sind hier zu empfehlen.
8 Aktivitäten, die das Lernen stimulieren und deinen Unterricht aufpeppen
1. Abstimmung & Befragung
Wecke das Interesse deiner Studierenden, indem du sie über aktuelle Ereignisse befragst, oder ermutige sie zum Denken, indem du Rätsel anbietest oder Fragen stellst, die zum Nachdenken anregen.
Kreiere Lernerfahrungen, die nützlich und auf deine Studierenden angepasst sind und hole ihr Feedback ein:
Zu wissen, dass die eigene Meinung zur Gestaltung des Kurses beiträgt, wird deine Studierenden bestimmt noch zusätzlich motivieren.
Ziele
- Zum Nachdenken anregen
- Über verschiedene Inhalte abstimmen
- Zustimmungen einholen
Technische Ressourcen
2. Wiki
Ein Wiki ist eine Kollektion von Webseiten, die entweder selbstständig oder gemeinsam erstellt wurden.
Die Seiten können direkt im Browser erstellt und angereichert werden, ohne dass HTML-Kenntnisse notwendig sind.
Ein gemeinsames Wiki hat keinen Chefredaktor, denn niemand hat die alleinige Kontrolle über die endgültig veröffentlichte Version.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer (oder mehrere kleine Gruppen) ändern und verbessern die erstellten Seiten.
Daraus ergibt sich notwendigerweise einen Konsens, der aus der Arbeit verschiedener Personen an einem Dokument hervorgeht.
Das Wiki ist somit ein leistungsstarkes Werkzeug, dass du sehr gut für die gemeinschaftliche Arbeit einsetzten kannst.
Ziele
- Inhalte sammeln, die von jedem oder einer Gruppe angepasst werden können
- Zusammenarbeit und Konsensbildung fördern
Technische Ressourcen
3. Glossar
Das Glossar ist ebenfalls eine gemeinschaftliche Aktivität, mit der eine Liste von Begriffen und den entsprechenden Definitionen gesammelt und wie ein Wörterbuch dargestellt werden kann.
Die einzelnen Einträge können für eine einfache Suche kategorisiert und in verschiedenen Anzeigeformaten präsentiert werden.
Anstatt selbst ein Glossar zu erstellen, wieso übergibst du diese Aufgabe nicht deinen Studierenden?
Jede/r Teilnehmer/in kann einen Beitrag leisten: Es können Begriffe mit eigenen Definitionen, aber auch Kommentare etc. hinzugefügt werden. Es ist sogar möglich, mehrere Definitionen einzureichen, die dann von den Studierenden und Mitgliedern des Lehrteams bewertet werden können. So ist es möglich, nur die beste Definition beizubehalten.
Ein absoluter Pluspunkt ist, dass Studierende, die selbst eine Definition verfassen, dazu neigen, sich den Begriff und die Definition besser zu merken, als wenn sie diese nur lesen würden.
Ein Lernprozess, der Diskussionen und ein Glossar umfasst, kann den Studierenden ausserdem helfen, die neuen Begriffe im richtigen Kontext zu verwenden.
Du kannst ein Glossar natürlich auch auf eine ganz andere Weise verwenden. Nutze die Aktivität, um deine Studierenden besser kennenzulernen oder bereichere den Tag mit einem Gedanken.
Ziele
Bereichere den Wortschatz deiner Studierenden, indem du sie dazu bringst, selbst Glossareinträge zu erstellen.
Erhöhe das Potenzial einer gemeinschaftlichen Arbeit und des Wissens und fördere die Zusammenarbeit.
Technische Ressourcen
4. Gegenseitige Beurteilung & Aufgabe
Die Gegenseitige Beurteilung ist eine Peer-Assessment-Aktivität mit diversen Optionen.
Die als Dateien oder über den Texteditor verfassten Arbeiten, werden von den Studierenden eingereicht und anhand eines vom Lehrteam definierten Bewertungsbogens von den Mitstudierenden (wenn nötig anonym) bewertet.
Als Mitglied des Lehrteams hast du ausserdem die Möglichkeit, den Studierenden, die ihre Arbeit bereits hochgeladen haben, eine Musterlösung anzeigen zu lassen, sodass diese sich ein Bild vom gewünschten Endresultat machen können.
Nachdem die gegenseitige Beurteilung der Studierenden abgeschlossen ist, hast du die Möglichkeit, die Qualität dieser zu bewerten.
Das Endresultat setzt sich somit einerseits aus der Beurteilung der Mitstudierenden und andererseits aus derjenigen des Lehrteams zusammen.
Ziele
- Studierende auf eine andere Art einbeziehen
- Wissen auf eine andere Art vermitteln
- Studierenden ein Verantwortungsgefühl bewusst machen
- Gruppenarbeiten und Diskussionen fördern
Technische Ressourcen
Offizielle Dokumentation von Moodle
5. Aufgabe mit einfacher, direkter Bewertung
Die Aktivität Aufgabe bietet den Studierenden einen Bereich, in dem sie ihre Arbeit zur Beurteilung und/oder Benotung einreichen können.
Die Abgabe kann über eine online Texteingabe oder über einen Dokumentenupload erfolgen. Bei letzterem besteht die Möglichkeit, verschiedenste Formate zuzulassen.
Auch die Abgabe in Gruppen ist möglich und kann in den Einstellungen entsprechend definiert werden.
Bewerten kannst du die Arbeiten schliesslich durch die Verteilung von Punkten oder anhand benutzerdefinierten Skalen.
Ziele
- Zentraler Bereich für Abgaben (anstatt Austausch von mehreren E-Mails)
- Die Bedingungen für die Einreichung von Arbeiten festlegen (Abgabezeitraum, Format).
- Den Studierenden eine personalisierte Korrektur und Feedback geben.
- Online-Korrektur ohne Herunterladen von Dokumenten
Technische Ressourcen
6. Aufgabe mit einer Rubrik
Die Bewertung von Aufgaben mit einer Rubrik hat mehrere Vorteile.
Sobald die Rubrik erstellt ist, ist das Bewertungsverfahren viel schneller. Das auf Kriterien gestützte Feedback ist meist klarer und die Korrektur basiert auf einer besseren Homogenität.
Mit einer Rubrik können Kriterien (zu bewertende Aspekte) definiert und verschiedene Einschätzungsoptionen (Levels) festgelegt werden.
Sobald die Rubrik erstellt ist, musst du als Prüfer/in bei jedem Kriterium nur noch auf das Level klicken, welches der Qualität der Arbeit am besten entspricht und die Arbeit wird anhand der, für die Levels hinterlegten Punkte bewertet.
Es besteht auch die Möglichkeit, die Rubrik den Studierenden anzuzeigen.
Für die Studierenden ist dies ein Hilfsmittel, um einerseits zu verstehen, was genau von ihnen erwartet wird und andererseits zu sehen, wo ihr Verständnis zum Thema zu verorten ist.
Ziele
- Bewertung von Arbeiten erleichtern
- Effizientes und objektiveres Bewerten (auch durch mehrere Personen)
- Unterstützung des Lernens durch klare Identifizierung der zu erreichenden Ziele.
Technische Ressourcen
7. Formativer oder summativer Test
Mit der Aktivität Test kannst du dank verschiedenster Fragetypen (Multiple-Choice, Wahr/Falsch, Kurzantwort, Drag-and-Drop, usw.) und Einstellungsmöglichkeiten spannende und vor allem lehrreiche Test erstellen.
Die erstellten Fragen werden in einer Fragensammlung gesammelt, können in Kategorien geordnet und auch wiederverwendet werden.
Mit der Aktivität Test bietest du deinen Studierenden die Möglichkeit, sich formativ Wissen anzueignen und zu testen und das zu einem Zeitpunkt, den sie für angemessen halten.
Natürlich spielen hier Feedbacks eine zentrale Rolle!
Erst durch sie werden die Studierenden auf ihre Fehler aufmerksam gemacht und mit gut platzierten Hinweisen auf den richtigen Weg gelenkt.
Die Selbsteinschätzung ist ausserdem ein wichtiger Bestandteil einer onlinebasierten Lernumgebung.
Die Aktivität ermöglicht es deinen Studierenden auch ihren Fortschritt in Bezug auf die Lernziele zu evaluieren und, basierend auf dieser Einschätzung, eine To-Do-Liste zu erstellen, um ihren Lernprozess zielführend abzuschliessen.
Schliesslich ist die Aktivität Test auch sehr für die summative Evaluation zu empfehlen.
Häufiger als Prüfung bekannt, entscheidet das Ergebnis des Tests über das Bestehen des Kurses.
Ziele
- Wissen spielerisch vermitteln
- Lernfortschritt aufzeigen
- Hilft bei der Selbsteinschätzung und Aneignung von Lernstrategien.
- Wissen prüfen
Video Tutorials
Schritt 1 : Grundeinstellungen
Schritt 2 : Fragen hinzufügen
Schritt 3 : Mit Ergebnissen interagieren
Dokumente herunterladen
- Test einrichten
- Fragen hinzufügen
- Test bearbeiten
- Mit Ergebnissen interagieren
- Bewertung
- Offizielle Dokumentation von Moodle
8. Lektion
Organisiere deine Inhalte in einem flexiblen, auf die Studierenden ausgerichteten Lernpfad und fördere so das Lernen ohne dein eigenes Eingreifen.
Studierende, die sich ihr Wissen mit Hilfe der Aktivität Lektion erarbeiten, folgen nicht zwingend alle demselben Pfad.
Während bei einem Test der Weg von einer Frage zur nächsten vorgegeben ist und die spezifischen Feedbacks zu den gewählten Antworten lediglich informativer Natur sind, berücksichtigt die Lektion die Antworten und insbesondere die Fehler der Studierenden, um den Lernpfad entsprechend anzupassen.
Indem anhand der Entscheidungen und Fehler der Studierenden eine spezifische Nachbesserung vorgenommen wird, ist die Lektion in Moodle die Aktivität mit der grösstmöglichen pädagogischen Differenzierung.
Technische Ressourcen
Offizielle Dokumentation von Moodle
Zusammenfassung
Unabhängig vom Ansatz, den avisierten Fähigkeiten und daraus folgenden Aktivitäten, sollten Motivation und Vertrauen die Schlüsselbegriffe deines Unterrichts sein.
Die Anweisungen klar zu definieren, das Implizite explizit zu machen und sicherzustellen, dass deine Studierenden die Aufträge einfach entschlüsseln können, sollte das vorrangige Ziel sein.
Denke daran, dass es beim Online-Unterricht oft keine para- oder nonverbale Kommunikation gibt: Lehrpersonen können somit nicht auf ein Stirnrunzeln oder eine skeptisch verzogene Mundpartie eines/einer Studierenden reagieren.
Es ist daher notwendig, den Aktivitäten oder Arbeitsmaterialien klare Anweisungen folgen zu lassen und falls nötig zusätzliche Hilfe zu leisten.
Dies ist nicht so einfach, da sich zu den rein pädagogischen, auch technische Anweisungen, die die Nutzung der Aktivitäten betreffen, gesellen.
Wenn deine Studierenden das Ziel und den Nutzen nicht sehen, wird sich dies auf das Interesse und die Motivation niederschlagen.
Es ist daher auch wichtig, dass deine Studierenden Vertrauen in sich selbst haben, damit sie zum Lernen motiviert sind.
Der Schlüssel dafür, ist positive Erfolgserwartungen zu schaffen. Lege die Ziele, die mit jeder Aktivität verfolgt werden dar und gib klare Zeitangaben, die für die Durchführung durchschnittlich benötig werden.
Wenn deine Studierenden genau wissen, was sie erwartet und wozu das Ganze führen wird, werden sie sich sicher wohler fühlen und motivierter sein.