Zu Beginn eines neuen Semesters ist, wie im traditionellen akademischen Umfeld auch, der erste Kontakt mit den Studierenden sehr wichtig.
Genauso wie wir uns auf unseren ersten Vorlesungstag auf dem Campus vorbereiten müssen, sollten wir uns auch Gedanken über unseren ersten Kontakt mit den Studierenden im Rahmen eines Online-Studiums machen.
Ich bin sicher, dass man sich als Lehrende auf viele Themen konzentrieren möchte, von den Lernzielen bis hin zur abschliessenden Beurteilung.
Wobei das Thema der Interaktion in meinen Gesprächen mit Lehrenden und Studierenden am häufigsten angesprochen wird.
Interaktionen sind in der Online-Lehre ebenso wichtig wie auch im traditionellen akademischen Umfeld.
Interaktionen und ein Gefühl der Zugehörigkeit sind für eine gute Lernerfahrung sowohl für die akademischen Ziele (Ausdrücken komplexer Ideen, Überprüfen des eigenen Verständnisses, Erfassen anderer Standpunkte usw.) als auch für die Motivation (langfristig am Unterricht interessiert und geistig präsent bleiben) sehr wichtig.
Doch Interaktionen passieren nicht einfach so.
Ob nun bei Präsenzveranstaltungen oder online, der Aufbau und die Aufrechterhaltung von Interaktionen erfordern Einsatz und Planung.
Wie man das Semester richtig beginnt
Hier einige nützliche Tipps, die den Start ins neue Semester etwas erleichtern können.
Es sind sicherlich viele dabei, die bereits genutzt oder angewendet werden, aber vielleicht ist auch etwas Neues darunter, das man ausprobieren möchte.
Tipp 1: Vertrauen aufbauen!
Um den Mut aufzubringen, sich zu Wort zu melden oder zu riskieren, eine falsche Antwort zu geben, müssen die Studierenden den Lehrenden und den anderen Studierenden vertrauen.
Es ist also dafür zu sorgen, dass die Studierenden ihre Lehrenden und einander kennen.
Zu Beginn des Moduls können sie sich vorstellen und eventuell ein Foto teilen (beispielsweise von ihrer Familie, ihrem Lernplatz oder ihrem Lieblingsplatz).
Es soll darauf geachtet werden, dass sich auch alle Mitglieder des Lehrteams vorstellen, im gleichen Umfeld wie die Studierenden (z. B. einem speziellen Forum-Thread).
Die Lehrenden sollen auch die Posts der Studierenden kommentieren, um dieses Vertrauen aufzubauen («Ich war letztes Jahr auch in Flims Ski fahren» oder «die Aussicht aus dem Fenster ist toll»).
Der erste, nicht-akademische Austausch eröffnet neuen Studierenden auch die Möglichkeit, die Technik zu testen, ohne zu viel Aufmerksamkeit auf den Inhalt zu legen.
Nachdem der erste Post im Forum veröffentlicht wurde, ist der nächste schon viel leichter.
Tipp 2: Erwartungen benennen und als ein Vorbild für das erwartete Verhalten auftreten!
Die Studierenden wissen, was in einer traditionellen Seminarumgebung von ihnen erwartet wird.
Doch die Online-Lehre ist relativ neu und verschiedene Dozierende haben unterschiedliche Erwartungen.
Es lohnt sich, Klarheit hinsichtlich der Online-Interaktionen zu schaffen:
- Was sollen die Studierenden im Forum tun?
- Wie häufig sollen sie es aufrufen oder Kommentare veröffentlichen?
- Welchen Stil sollten sie verwenden (akademisch mit Zitaten oder informeller) usw. ?
- Welche Erwartungen bestehen bei Zoom (Chat, Beantwortung von Fragen usw.)?
Tipp 3: Die eigenen Studierenden kennenlernen!
In einer Online-Umgebung ist es genauso wichtig, die Studierenden, ihre Namen, ihre Interessen oder ihre Jobs zu kennen, wie bei Präsenzuniversitäten.
Online-Vorstellungen helfen hier.
Einige Dozierende organisieren auch ein informelles Zoom-Meeting vor dem ersten offiziellen synchronen Treffen, damit sich alle kennenlernen können.
Besteht eine kleine Studierendengruppe im Modul, kannst man sie entweder einzeln oder in kleinen Gruppen zu einem kurzen Online-Meeting einladen.
Tipp 4: Informelle Diskussionen sind auch online wichtig!
Die Teilnehmenden des synchronen Meetings können ein paar Minuten vor Beginn eintreten und gefragt werden, wie es ihnen geht.
Nach Ende des Meetings könnte man noch etwas bleiben. In einer kürzlich durchgeführten Untersuchung erwähnten die Studierenden, dass sie die zusätzliche Zeit vor oder nach Präsenzveranstaltungen sehr schätzen, um Fragen zu stellen, die sie nicht vor allen anderen Studierenden stellen wollten.
Es gibt keinen Grund, dies nicht auch online zu tun. Es funktioniert.
Tipp 5: Synchrone Meetings
Am Anfang sollte man aufzeigen, wie der Ablauf des Semesters aufgebaut ist.
Die Studierenden sollen dazu angehalten werden, sich ab der ersten Stunde und vor Beginn jeder Stunde einzubringen.
Dann wird es viel leichter sein, sie dazu anzuhalten, auch während des Meetings aktiv zu bleiben.
Digitale Tools machen es einfacher, alle Studierenden zur aktiven Teilnahme zu motivieren und nicht nur ein oder zwei Studierende:
Mit einem Quiz passend zum aufgetragenen Lesestoff beginnen und die Studierenden bitten, eine Lösung für die Fallstudie im Chat zu posten, oder auch einen noch unklaren Punkt aus den bearbeiteten Übungen.
So brichst du das Eis und förderst die Interaktion
Unser Leitfaden «Förderung synchroner und asynchroner Interaktionen im Fernunterricht » liefert eine Fülle an Ideen, wie das Eis gebrochen, die Interaktion im Online-Meeting gefördert oder synchrone Treffen interessant gehalten werden können.
Ich empfehle auch den Artikel «How to Teach a Good First Day of Class» von James Lang, einem angesehenen Autor im Bereich der Pädagogik.
Er spricht über den ersten Unterrichtstag vor Ort, aber die Grundsätze sind auch bei der Online-Lehre gleich und man hat die Wahl, ob man die Empfehlungen bei asynchronen oder synchronen Veranstaltungen anwendet.
Fazit
So erleichtert man sich also den Einstieg in das bevorstehende Semester in der Online-Lehre.
- Vertrauen zu den Studierenden aufbauen
- Erwartungen benennen und ein Vorbild sein
- Die Studierenden und deren Bedürfnisse kennenlernen
- Die informellen Diskussionen nicht vergessen – sie sind auch in der Online-Lehre wichtig
- Die Studierenden dazu motivieren, aktiv am Online-Unterricht teilzunehmen