Ein Fernstudium zu absolvieren, ist eine grosse Herausforderung, deshalb solltest du dich richtig darauf vorbereiten.
Es ist ein Mindestmass an Organisation bez. Zeitmanagement, Arbeitsweisen, Motivation und Kontakt aus der Ferne zu anderen Studierenden nötig.
Hat man erst einmal für sich selbst herausgefunden, was am besten funktioniert, bietet das Fernstudium eine unvergleichbare Flexibilität.
In diesem Beitrag möchte ich auf vier Punkte eingehen, die mir geholfen haben, mein Lizenziat und später meinen Master-Abschluss im Fernstudium zu absolvieren.
Du weisst sicherlich, dass gutes Zeitmanagement einer der Schlüssel für ein erfolgreiches Fernstudium ist. Aber hast du dich wirklich intensiv mit dieser Frage beschäftigt?
Meist versucht man instinktiv denselben Rhythmus zu finden wie beim Präsenzstudium: 45 Minuten Unterricht, dann der Gang zur Toilette, 10 Minuten Pause zwischen den Kursen - feste Zeiten werden eingehalten.
Damit erlegst du dir jedoch dieselben Zwänge auf wie beim klassischen Studium. Das Schöne am Fernstudium ist jedoch, dass du – nachdem du deine beruflichen und familiären Verpflichtungen erledigt hast –lernen kannst, wann immer du willst.
Wenn du nachts besonders leistungsfähig bist, du die Stille zur Konzentration nutzen kannst, hindert dich nichts und niemand daran, bis spät in die Nacht wach und aktiv zu bleiben.
Ich beschloss, diese zeitliche Freiheit voll auszunutzen. Anstatt mir einen festen Stundenplan aufzuerlegen, versuchte ich, mehr auf mein Gehirn zu hören.
Es kam vor, dass ich nach 10 Minuten Lesen das Gefühl hatte, mein Kopf würde explodieren. Anstatt auf Teufel komm raus weiterzumachen, machte ich eine Pause: eine heisse Schokolade oder ein kleiner Spaziergang im Freien.
Dadurch bekam ich den Kopf wieder frei und war hinterher viel effizienter!
Indem ich mich nicht unter Druck setzte, konnte ich mit Freude lernen und hatte richtig Lust darauf, die Kurse zu absolvieren.
Und ich war dem Lernstoff sogar meist einen Schritt voraus.
Ich habe nie eine feste Planung für mein Studium gemacht. Vielmehr habe ich einfach eine bestimmte Anzahl an Stunden festgelegt, die ich jeden Tag für das Lernen nutzen wollte, um einen Rhythmus zu haben.
Häufig lernte ich viel länger - ohne dass es mir bewusst war. Diese zeitliche Freiheit war das Beste, was mir passieren konnte.
Natürlich musste ich aufpassen, dass ich nichts auf die lange Bank schob und mich selbst mit Ausreden vom Lernen abhielt.
Aber selbst entscheiden zu können, wann der beste Moment zum Lernen ist, das hat schon was!
Beim Präsenzunterricht sieht das klassische Schema so aus: Dozierende sprechen und die Studierenden schreiben mit. Beim Fernunterricht geht der erste Impuls vom Studierenden aus, da man vorerst das Unterrichtsmaterial durchliest, um sich mit dem Stoff vertraut zu machen.
Studien haben aber gezeigt, dass diese Lernmethode weniger effizient ist.
Zum Glück gibt es noch zahlreiche andere Methoden, um den Stoff zu lernen!
Man kann das Gedächtnis grob in drei Arten aufteilen:
Bist du eher der visuelle Typ?
Wenn ja, lernst du am besten mit Farben und Schemas.
Deine Unterlagen sind voller Pfeile, mit denen du Ideen verknüpfen und visuelle Beziehungen zwischen verschiedenen Lerninhalten herstellst.
Häufig schliesst du die Augen, um den Stoff zu visualisieren und ihn dir zu merken.
Bist du der auditive Typ?
Wenn ja, musst du eine Information hören, damit du dir sie merken kannst.
Für dich ist es von Vorteil, wenn du dir den Lernstoff laut vorlesen oder du ihn aufnehmen und ihn später anhören kannst. Du tendierst auch dazu, vor dich hin zu murmeln, während du liest.
Bist du der haptische Typ?
Wenn ja, brauchst du etwas zum Anfassen.
Du schreibst den Stoff auf, weil du es magst, mit dem Stift etwas zu Papier zu bringen. Du gehst beim Lernen auf und ab oder du erstellst Lernkarten, damit du etwas in den Händen halten kannst.
Jeder hat von allem etwas, aber vielleicht erkennst du dich in einem dieser Typen wieder.
Sofern noch nicht geschehen, nimm dir die Zeit und probiere die verschiedenen Lernmethoden aus, um herauszufinden, ob du mit einer Methode besonders gut zurechtkommst.
Du kannst natürlich auch alle Methoden kombinieren, die eine schliesst die andere nicht aus.
Auswendig lernen hat mich schon immer schnell gelangweilt. Ich wollte daher nach Möglichkeit vermeiden, seitenweise Stoff zu lernen.
Meine Technik bestand aus drei Etappen.
In der Lage zu sein, ein Konzept oder einen Begriff zu erklären, das ist für mich der Schlüssel, um die Prüfungen zu bestehen.
Mit dieser Technik, die an die Feynman-Methode angelehnt ist, konnte ich sehen, ob ich die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Elementen verstanden habe.
Wenn ich in meiner Argumentation nicht weiterkam, war das der beste Beweis, dass mir ein Element fehlte und ich wiederholte den Stoff nochmals.
Nach Feynman besteht der ultimative Beweis ein Thema verstanden zu haben darin, dass man den Sachverhalt so erklären kann, dass auch ein Kind ihn versteht.
Ich hatte für die Prüfungen die grundlegenden Konzepte meiner Kurse im Kopf und wusste, dass ich ausgehend davon das Gelernte abrufen kann.
Alles war logisch, strukturiert und floss aus mir heraus, ohne dass ich irgendetwas auswendig lernen musste.
Ich startete immer voller Enthusiasmus in das neue Studienjahr.
Nach einigen Monaten liess meine Motivation deutlich nach und manchmal war ich sogar kurz davor aufzugeben.
Das ist bei einem Online-Studium besonders gefährlich, weil es niemanden gibt, dem es auffällt, wenn ich nicht am Unterricht teilnehme.
In diesen Phasen mehren sich die Zweifel und man weiss nicht, wie man darauf reagieren soll.
Das Wichtigste ist, dass man das Ganze mit Abstand betrachtet. Jedes Jahr gab es mindestens eine Phase, in der ich mir sagte, dass ich es nicht schaffen würde und dass ich besser etwas anderes machen sollte.
Aus heutiger Sicht kann ich nur sagen, dass ich mein Studium geschafft habe und dass es alle Mühe wert war am Ball zu bleiben und nicht aufzugeben.
Anstatt zu kämpfen und das Studium um jeden Preis erzwingen zu wollen, rate ich dir, diese Phasen des Zweifelns für eine Zwischenbilanz zu nutzen.
Wenn du dich für ein Online-Studium entscheidest, dann nicht ohne Grund.
Warum hast du dieses Studium einem Präsenzstudium vorgezogen? Was hat dich bis hierhin gebracht? Was hast du bereits erreicht?
Das ist die perfekte Gelegenheit, sich an die Vorteile dieser Entscheidung zu erinnern und zu erkennen, dass dies eine einzigartige Chance ist, sich Wissen und Fähigkeiten anzueignen.
Auch wenn du dich nicht bewusst für das Online-Studium entschieden hast, solltest du dir diese Vorteile vor Augen führen.
Freue dich darüber, dass du dir weitere Fähigkeiten aneignen kannst, indem du dich ausserhalb eines physischen Rahmens organisierst. Nutz diese Erfahrung zu deinem Vorteil.
Anstatt zu versuchen, deine Zweifel zu unterdrücken, solltest du dich ihnen stellen und etwas daraus machen.
Beim Präsenzunterricht hast du sicherlich schon einmal das Bedürfnis gehabt, dich mit anderen Studierenden über die nächste Prüfung auszutauschen oder dich zu vergewissern, dass du das Thema der nächsten Hausarbeit richtig verstanden hast.
Wenn du diese Art der Interaktion mit deinen Studienkolleginnen und -kollegen komplett weglässt, verzichtest du auch auf wertvolle Unterstützung.
Heute ist es problemlos möglich, mit der ganzen Welt zu kommunizieren. Nutz all diese Technologien, um dich mit anderen Studierenden zu vernetzen.
Wenn du dich isolierst, während die Welt nur ein paar Klicks entfernt ist, wirst du auch ganz allein mit deinen Herausforderungen, Zweifeln und Fragen sein.
Um diesem Gefühl der Einsamkeit keinen Raum zu geben, nimm an virtuellen oder physischen Meetings teil und treffe andere Studierende, wenn du die Möglichkeit dazu hast.
Wenn du den direkten Kontakt nicht magst, gibt es immer noch Facebook- oder WhatsApp-Gruppen.
Während meinem 5-jährigen Studium hatte ich die Chance, Facebook-Gruppen nutzen zu können, die von Studienkolleginnen und -kollegen aus meinem Studiengang erstellt worden waren. Das war eine grosse Hilfe für mich!
Im Gegensatz zu den Kontakten mit den Dozierenden, die eher formell sind, haben wir in diesen Gruppen herumgealbert, wir haben uns unterstützt und wir haben viel gemeckert, wie ganz normale Studierende eben!
Die Möglichkeit zu haben, mit Gleichgesinnten über Probleme sprechen zu können, das finde ich sehr wichtig, um den Mut nicht zu verlieren.
Ich habe mich von der Energie der Gruppe anstecken lassen und bin froh, dass ich auch meinen Teil dazu beitragen konnte.
Auch wenn du nicht aktiv an den Diskussionen teilnimmst, gibt es dir ein gutes Gefühl, die Nachrichten zu lesen und zu wissen, dass sich andere Studierende genau dieselben Fragen stellen.
Wenn es für deinen Studiengang noch keine Gruppen gibt, erstell selbst eine.
Auch heute noch habe ich guten Kontakt zu anderen Studierenden, die ich nur kurz bei den Prüfungen persönlich kennengelernt habe.
In diesem Beitrag habe ich dir erzählt, wie es mir ergangen ist und was ich erlebt habe, um dir ein paar Tipps geben zu können.
Aber die eigentliche Botschaft für den Erfolg ist, etwas zu wagen.
Experimentiere mit anderen Arbeitsmethoden, mit anderen Formen der Organisation.
Ein vorgegebenes Modell zu verwenden, ist im ersten Schritt praktisch, aber du musst es langfristig auf dich selbst zuschneiden.
Jeder Mensch ist anders, jeder hat andere Herausforderungen.
Dies zu akzeptieren und die Freiheit des Experimentierens zu nutzen, das bringt dich in deinem Fernstudium auf Erfolgskurs.